07 Januar 2007

Schon viel zu oft gesehen - Neujahrsvorsatz

Wenn mich jemand fragt, ob schon einmal "Déja Vu" erlebt hätte, kann ich eigentlich immer ohne jedes Zögern mit "Ja" antworten. Dabei muss ich nicht einmal auf irgendwelche schwindeligen "vielleicht-übernatürlichen" Erlebnisse zurückgreifen, wie sie des Nachmittags von diversen unterbezahlten stammelnden Laienschauspielern in Talkshows fabuliert werden, sondern kann mich auf handfeste Erlebnisse berufen: in Filmen, Büchern und bei Rollenspielrunden.

Wie oft hat man bei einem Film nicht das Gefühl, der Drehbuchfritze hätte sich bei seinen Charakteren doch allzu freigiebig bei ein paar Klassikern bedient, die Handlung platt und ideenfrei "mal eben" zusammengeschustert und alle Kreativität durch einen kräftigen Griff in die Computereffekt-Orgel ersetzt? (Ja, ich war gestern Abend in "Eragon" und war nicht beeindruckt. Böse Kommentare gibt es auf Nachfrage.)

Dabei sind Filme vielleicht der kommerziellste Bereich, in dem sich die Handlungs-, Szenario- und Charakter-Gebetsmühlen drehen (um Geld statt Karma anzuhäufen), die Kollegen von der Literatur stehen da aber nicht wirklich zurück. Das wohl derzeit prominenteste Beispiel ist die geschätzte Frau Rowling, mit ihrer nicht enden wollenden Harry Potter Saga. Nein, ich habe jetzt nicht vor gegen "Harald Töpfer" zu wettern (ich fand einige der Bücher sogar richtig gut), sondern gegen das sich stets wiederholende Erzählschema mit einer nicht vorhersehbaren Wendung am Schluss, in der sich ein "guter" Charakter in einen "bösen" verwandelt und ein "böser" Charakter sich optionalerweise als "gut" herausstellt. (Beispiele? Quirrel, Ginny/Tagebuch-Voldemort, Sirius Black, Scabbers, Mad-Eye Moody, ...) Allerdings ist dieses Beispiel nicht wirklich das Beste, denn immerhin hat sich die Autorin Gedanken über eine interessante und farbige Gestaltung eines Universums gemacht - und sie lässt nur selten den Eindruck aufkommen dass die Idee "ich schreibe ein Buch" vor "mir fällt eine Geschichte ein" kam. Viel üblere Beispiele finden sich gerade in den ScienceFiction-, Mystery und Fantasy-Genre zuhauf. Wer eines sucht, soll einfach mal in einem Buchladen den "ich auch" Stapel neben einem beliebigen Bestseller à la "Der Schwarm" oder "xy-Narnia" schauen - vorsicht, ich empfehle Schutzbrillen.

Der dritte Ort, an dem ich die besagten Gebetsmühlen oft klappern höre (und - mea culpa - auch schon oft genug selbst gedreht habe) ist der mit Chips, Teegeschirr und Charakterblättern überhäufte Spieltisch einer Rollenspielrunde. Wer hat noch nicht Abenteuer laufen lassen, in denen die Charaktere einen Gegenstand besorgen sollten, wobei sich während der Auftragserfüllung herausstellt, dass sie damit gegen ihre eigenen Interessen/ethischen Vorsätze verstoßen? Von der Befreiung von Prinzessinnen oder ähnlichen spärlich bekleideten Objekten der Begierde in pubertierenden Spielergruppen ganz abgesehen... (gut, dass es so lange her ist).

Allerdings möchte ich natürlich auch nicht alle Elemente verbieten, die schon einmal (oder auch häufiger) irgendwie da waren. Cyberpunk lebt von "geht nach A, bringt mir Objekt/Subjekt B"-Aufträgen, die Zahl von Mordmotiven in Krimiplots ist endlich, der Ursprung der Magie sind halt nunmal entweder Drachen, Götter, "Elfen" oder die Kraft der unberührten Natur und - mal ehrlich - einen fiesen Schwarzmagier in seine Schranken zu verweisen macht einfach Spaß. Allerdings ist es ein cooles Erlebnis seine eigenen Schemata zu durchbrechen, wieder etwas neues zu versuchen und bewusst eine andere Geschichte zu erzählen. Ein paar alte Bekannte stören da nicht weiter, man muss den Spielern nur ein bisschen die Augen öffnen für die Andersartigkeit.

So. Damit ist einer meiner guten Vorsätze für's neue Jahr gefasst:
neue Geschichten braucht die Welt

P.S.:Hmmm... hab' ich einen Post wie diesen nicht schon irgendwo gesehen...? ;-)

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