13 Oktober 2006

Akademische Suchmaschinen - Google Scholar und Windows Live Academic

Es gibt hunderte von Fachzeitschriften, in denen die wissenschaftliche Community ihre aktuellen Ergebnisse publiziert und in deren Archiven jede Menge Wissen über frühere Experimente liegt. Mittlerweile ist es aber so, dass ein großer Teil dieser Datenschätze elektronisch vorliegt und zumindest die Abstracts (Zusammenfassungen), Titel, Schlagwörter und Autorenlisten im Volltext durchsuchbar sind.

Das ist der Punkt, an dem die Suchmaschinen(monster) des modernen Webs die Bühne betreten: Wenn etwas in maschinenlesbarer Datenform vorliegt, kann man es auch indizieren und durchsuchen. Seit über einem Jahr bin ich durchaus zufriedener Nutzer von "Google Scholar" (natürlich "beta"), das mittlerweile auch mit deutschem Interface vorliegt. Ich erinnere mich damals noch an das leichte Unglauben, mit dem ich auf den ersten Bildschirm von Ergebnissen gestarrt habe, die so ganz ohne lästiges OPAC-Wühlen (OPAC = Ohne Plan entwickelter Anfänger-Code Online Public Access Catalog) einfach so gefunden worden waren. Ein wunderschönes Beispiel dafür, dass moderne Technologie die Dinge nicht immer komplizierter machen muss.

Heute früh beim Mailholen flatterte mir dann der Newsletter von Microsoft TechNet ins Postfach, in dem für "Windows Live Search Academic" geworben wurde, das ähnliche Dienste wie Google Scholar anbietet. Offenbar kann Google gerade kein Produkt auf den Markt bringen, ohne dass Microsoft nachzieht.

Schaut man sich die beiden Suchmaschinen etwas näher an (von der Benutzerseite versteht sich), findet man schnell ein paar Unterschiede (Beispielsuche Google, Beispielsuche WLSA):

Zunächst fällt auf, dass Google Scholar ganze 438 Ergebnisse für die Suchanfrage erbrachte, während Windows Live Academic nach schlappen 33 Treffern aufgibt. Klarer Sieg für Google.

Andererseits ist das Ergebnis bei Google Scholar (googletypisch) relativ minimalistisch: eine Zeile mit Autoren, Zeitschrift, Jahr und Verlag, ein bisschen Inhalt mit hervorgehobenen Fundstellen, die Zahl der Zitate und (im Screenshot nicht zu sehen) mehrere verschiedene Fundstellen des selben Artikels ("Gruppe von...") im Web. Nett, funktional und mit etwas Übung durchaus verwendbar.

Dafür bietet WLS Academic ganz im Sinne des Web 2.0 auf der rechten Bildschirmseite eine ganze Spalte "Auszug" an: Titel, voller Zeitschriftenname mit Jahr und Band, einen Textauszug, Autorenliste, Verlag und DOI an. Nicht viel mehr als Google, könnte man meinen - bis man auf die Felder "BibTeX", "RefWorks" und "EndNote" klickt. Dann erhält man nämlich gleich ein vorformatiertes Zitat für das jeweilige Literaturverwaltungsprogramm. Ein hübsches und zeitsparendes Feature (Korrektheit vorausgesetzt). Auch die unterschiedlichen Sortierkriterien sind bei WLS Academic leicht zugänglich und nicht hinter kryptischen Bezeichnungen wie "Zuletzt aufgerufene Artikel" verborgen.

Trotzdem: Vollständigkeit siegt - und lieber schlage ich mich mit einem Minimalinterface, als dass ich einen wichtigen Artikel übersehe, weil er gar nicht in der Suche aufgeführt war.

... wenn sich Google und Microsoft mal zusammentun würden ...

Na ja, wahrscheinlich würde eher/besser die Hölle zufrieren.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Eine weitere Suchmaschine, die vom Handling her ziemlich cool ist, ist Rexa. Sie befindet sich momentan noch in der Entwicklung (insbesondere der Datenbestand ist nicht aktuell, sondern noch von anno 2005; Besserung ist aber versprochen), aber der aktuelle Stand begeistert ziemlich!
Es ist zwar eine Registrierung erforderlich, aber so what, dafür gibt's zur Not Spamgourmet...